Nach einem überdurchschnittlich guten Jahr 2022 im Vergleich zu Vor-Corona-Niveau, verzeichnen die FDSV Mitgliedsunternehmen in 2023 wieder rückläufige Teilnehmerzahlen
Im Frühjahr 2024 hat der FDSV seine jährliche Marktanalyse – bezogen auf die Branchenzahlen des Geschäftsjahres 2023 – durchgeführt. Die Umfrage und Aufbereitung der Ergebnisse wurde durch die Hochschule Heilbronn durchgeführt. 17 Sprachreise-Veranstalter haben an der repräsentativen Umfrage teilgenommen, was gut 25% des Gesamtmarktes wiederspiegelt.
Nach einem überdurchschnittlich guten Jahr 2022 im Vergleich zu Vor- Corona-Niveau, mit Zuwächsen von durchschnittlich 3,58% bei den Teilnehmenden, sind die Zahlen in 2023 wieder deutlich rückläufig gewesen. So gab es bei den Teilnehmenden im Geschäftsjahr 2023 einen Rückgang um durchschnittlich 22,74%.
Ähnlich sieht es bei den Umsätzen aus Sprachreiseveranstaltungen aus. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr um 15,82% gefallen. Der Umsatz pro Mitarbeiter ist allerdings um durchschnittlich 23,71% gestiegen und die Anzahl der Mitarbeiter ist um durchschnittlich minus 40% deutlich gesunken. Der FDSV führt dies auf den Fachkräftemangel zurück und die Schwierigkeit, gute Mitarbeiter für die Branche zu finden. Der starke Rückgang an Fachkräften hatte sicherlich große Auswirkung auf die geringeren Umsätze. Auf der anderen Seite tragen die hohen Einsparungen bei den Personalkosten positiv zu den Betriebsergebnissen bei.
Der Anteil der Erwachsenen an der Gesamtzahl der Teilnehmenden ist in diesem Betrachtungsjahr mit 70,94% deutlich höher als der Anteil der Schülerinnen und Schüler bzw. Jugendlichen mit nur 29,06%. In den vergangenen Jahren war das Verhältnis immer recht ausgewogen bzw. der Anteil der Jugendlichen lag tendenziell etwas höher. Dies liegt u. a. daran, dass ein Mitglied mit Schwerpunkt im Kinder- und Jugendreisen aus dem Verband ausgetreten ist und somit an der Erhebung nicht teilgenommen hat.
Einen Art Nachholeffekt sieht der FDSV bei der Zielgruppe 50-plus und bei den 31- bis 49-Jährigen. Beide Altersgruppen verzeichnen hohe Zuwächse.
Durchschnittlich dauerte eine Sprachreise knapp 14 Tage und kostete 1.245 Euro.
Englisch behauptet mit 70,52% aller gebuchten Sprachreisen weiterhin unangefochten seinen Spitzenplatz als wichtigste Zielsprache.
Während Englisch-Sprachreisen bei den Erwachsenen 44,18% ausmachen, liegt der Anteil bei den Jugendlichen bei 91,44%, was einem Zuwachs von 8,69 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Im Erwachsenenbereich hat sich Spanisch mit 26,40% als zweitwichtigste Zielsprache vor Französisch mit 16,21% und Italienisch mit 8,81% etabliert.
Für Schülerinnen und Schüler ist nach Englisch mit 91,44% (plus 8,69 Prozentpunkte) Französisch mit 4,58% die zweitwichtigste Sprache, gefolgt von Spanisch mit 3,75%. Im Schülersegment lässt sich die Nachfrage auf die sprachlichen Angebote an den weiterführen Schulen zurückführen, wo meist Englisch gefolgt von Französisch oder Spanisch angeboten wird.
Großbritannien, der Klassiker unter den englischsprachigen Zielen, hält nach wie vor den Spitzenplatz unter den Zielgebieten und verzeichnet 45,45% aller Sprachreise-Teilnehmenden.
Malta hat sich mit 13,17%, was einen starken Rückgang um 9,28 Prozentpunkte ausmacht, auf Platz zwei eingependelt. Der FDSV vermutet hinter diesem Rückgang einen Zusammenhang mit den eingeschränkten Flugoptionen von und nach Malta sowie den deutlich gestiegenen Flugpreisen.
Die Reklamationsquote fiel in 2023 erneut um 0,13 Prozentpunkte auf 1,15%.
Für die Vermarktung der Sprachreiseprodukte gaben die Unternehmen in 2023 durchschnittlich 17,56% für die Offline-Werbung und 82,44% ihres Werbebudgets für die Online-Werbung aus.
Es wurden im Durchschnitt 1,5 Katalogtitel pro Anbieter produziert, was einen Rückgang um 17,13% bedeutet. Die Kataloge umfassten durchschnittlich ca. 41 Seiten, was einer weiteren Verschlankung um 23% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Die diesjährigen Ergebnisse der Markterhebung spiegeln nicht den starken Nachholeffekt wie in 2022 wieder.
Die Personalknappheit und der Ukraine-Krieg werden die Branche auch im laufenden Jahr noch weiter beschäftigen. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Flugpreise.
Zusätzlich werden die Inflation und die gestiegenen Energiekosten die Preise auch im laufenden Geschäftsjahr noch weiter nach oben treiben und die Personalknappheit wird Unternehmen vor große logistische Herausforderungen stellen.
Insbesondere bei Jugendlichen steht die Sicherheit absolut im Vordergrund und so wägen Eltern bis zuletzt ab, ob die Sicherheitslage es zulässt, ihr Kind auf eine Sprachreise zu schicken.
Ein Trend geht verstärkt wieder hin zur Fernreise, aber auch europäische Ziele sind weiter gut nachgefragt. Buchungen werden wieder langfristiger geplant, so dass die Unternehmen für die Planung der Reisen wieder länger Zeit haben. Die Beratung hingegen bleibt weiter sehr komplex, was die Sprachreiseveranstalter durchaus als Chance begreifen, ihre qualifizierten Leistungen am Markt zu positionieren.
Im gesamten Schüler- und Erwachsenenbereich rechnet der Fachverband auch in 2024 mit guten Umsätzen und stabilen Buchungszahlen. Das verbandsinterne Stimmungsbild im Frühjahr ergab eine anhaltend hohe Nachfrage nach Sprachreisen. Insbesondere Schüler und Schulabgänger dursten nach Sprachlernformaten und auch die Nachfrage nach Bildungsurlaub hat wieder stark zugenommen.
Es zeigt sich deutlich, dass der Bedarf an Weiterbildungsangeboten im Bereich Sprache weiterhin ungebrochen hoch ist. Insbesondre nach all den Einschränkungen und Herausforderungen der letzten Jahre möchten Menschen wieder reisen und die Sprache in dem Land lernen und erleben, in dem sie zuhause ist.
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